Bevorzugung begabter Schüler durch Grundschullehrer: Eine etikettierungstheoretische Perspektive

Die Verbesserung der Qualität der Betreuung begabter Schüler bringt auch Probleme im Zusammenhang mit ihrer Begünstigung mit sich. Die Begünstigung als Teil der Etikettierungstheorie führt zur Selektion von Begabten und zur Stagnation ihrer Entwicklung und ist damit einer der Risikofaktoren. Diese Studie identifiziert und analysiert pädagogische Situationen, die zur Begünstigung von begabten Schülern führen. Die qualitative Forschung wird in den Grundschulen der Tschechischen Republik (Mitteleuropa) durchgeführt. Die Daten wurden durch die Beobachtung von Schulstunden und durch Interviews mit Lehrern gewonnen und anschließend durch die Situationsanalyse analysiert. Im Rahmen der Studie wurden fünf typische Situationen ermittelt, wie z.B. erhöhte Erwartungen der Lehrer an begabte Schüler, Privilegien nur für begabte Schüler, begabter Schüler als Assistent des Lehrers, zusätzliche Aufgaben nur für begabte Schüler und begabter Schüler als Leiter der Gruppenarbeit. Wir stellen auch typische Merkmale fest, die zu Begünstigung als Privileg, Repräsentation, Leistung, Segregation, Ziellosigkeit und Starrheit führen. Die Studie lenkt die Aufmerksamkeit auf die Existenz einer qualitativ hochwertigen formalisierten Betreuung für Hochbegabte (Verankerung der Betreuung in der Schulgesetzgebung), auf die die Schulpraxis nicht ausreichend vorbereitet ist.