Die vorliegende Studie konzentrierte sich auf Unterschiede in Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität bei begabten Kindern mit und ohne Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Basierend auf einer klinischen Bewertung unter Verwendung des Anxiety Disorders Interview Schedule for Children (ADISC-IV) und der Wechsler Intelligence Scale for Children—Fourth Edition wurden Teilnehmer eines öffentlichen ambulanten Kinderdienstes (Jungen = 359, Mädchen = 148) mit einem Durchschnittsalter von 10,60 Jahren (SD = 3,08 Jahre) in vier Gruppen eingeteilt: ADHS (N = 350), begabt (N = 15), begabt/ADHS (N = 18) und klinische Kontrollen (N = 124). Die Stärken und Schwächen der ADHS-Symptome und die Normalverhaltensskala bewerteten dimensional die Variationen von Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität. Im Vergleich zur begabten/ADHS-Gruppe hatte die ADHS-Gruppe höhere Werte für Unaufmerksamkeit und vergleichbare Werte für Hyperaktivität/Impulsivität. Bei den meisten Symptomen bewerteten die ADHS-Gruppen (begabt oder nicht) höher als die Nicht-ADHS-Gruppen (Kontrolle und begabt ohne ADHS). Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass (i) ADHS eine gültige Diagnose bei begabten Kindern ist, (ii) begabte Kinder möglicherweise weniger unaufmerksam sind als nicht begabte ADHS-Kinder, und (iii) sich begabte ADHS-Kinder in Bezug auf spezifische hyperaktive und impulsive Verhaltensweisen von nicht-ADHS-begabten Kindern unterscheiden. Die praktische Implikation dieser Ergebnisse ist, dass Kliniker sich bei der Diagnose von ADHS bei Kindern mit hoher Intelligenz auf diese Symptome konzentrieren sollten.